Die 3. Säule: Warum es sich lohnt, so früh wie möglich zu beginnen
Lorenza, 28 Jahre alt, war gerade von ihrem ersten Arbeitstag in der Schweiz nach Hause gekommen, als ihr Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war ihr Vater. Nach dem üblichen Austausch fragte er: „Hast du schon an deine 3. Säule gedacht?“
Lorenza stöhnte leicht, überrascht von seiner scheinbaren Eile: „Papa, ich habe gerade erst angefangen zu arbeiten – ich zahle noch die Raten für mein E-Bike! Dafür ist doch noch Zeit, oder?“
Sein Schmunzeln war selbst durchs Telefon hörbar: „Natürlich ist noch Zeit – aber je früher du beginnst, desto besser.“
So früh es auch erscheinen mag: Lorenza ist kein Einzelfall. Viele junge Menschen schieben das Thema Vorsorge auf später. Doch warum lohnt es sich, gerade mit der 3. Säule früh zu starten? Sehen wir es uns gemeinsam an.
Die entscheidende Rolle der 3. Säule in der Schweizer Altersvorsorge
Die Schweiz ist bekannt für ihr bewährtes Drei-Säulen-System der Altersvorsorge:
Säule (AHV/IV): Die staatliche Grundversorgung – obligatorisch für alle und gedacht zur Deckung des Existenzminimums.
Säule (Pensionskasse): Die berufliche Vorsorge – ebenfalls obligatorisch für Angestellte.
Säule (private Vorsorge): Freiwillig, individuell und flexibel – zur Ergänzung und Stärkung der beiden ersten Säulen.
Obwohl freiwillig, ist die 3. Säule ein zentraler Baustein für eine finanzielle Absicherung im Alter. Die Einzahlungen sind (bis zu einem gesetzlich festgelegten Betrag) vom steuerbaren Einkommen abziehbar – was einen spürbaren Steuervorteil bringt. So entsteht neben einem soliden Polster fürs Alter auch eine jährliche Steuerersparnis!
Die Kraft des Zinseszinses
Ein Hauptargument für den frühen Einstieg in die 3. Säule ist der sogenannte Zinseszinseffekt. Laut Schätzungen verschiedener Schweizer Finanzinstitute baut jemand, der bereits mit 25 Jahren monatlich kleinere Beträge einzahlt, deutlich mehr Kapital auf als jemand, der erst mit 35 oder später beginnt – trotz gleicher Beiträge.
Warum? Die Zinsen, die sich auf die Einzahlungen ergeben, generieren wiederum neue Zinsen. Dieses Prinzip führt im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Schneeballeffekt, der das Anfangskapital deutlich wachsen lässt. Deshalb empfehlen viele Finanzberater: „Lieber früh und kontinuierlich starten, als zu warten.“
Risiken und Chancen: Warum frühzeitiges Handeln entscheidend ist
Gerade junge Menschen verbinden die 3. Säule oft mit langfristiger Bindung – und schieben sie deshalb auf. Dabei gibt es mindestens drei gute Gründe, früh zu starten:
Steueroptimierung: Wer früher beginnt, profitiert länger von der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Beiträge – und das kann sich über die Jahre erheblich auf die Gesamtbilanz auswirken.
Mehr Flexibilität: Die 3. Säule bietet vielfältige Möglichkeiten – von sicheren Sparkonten bis zu dynamischen Anlagefonds. Wer früh startet, kann risikofreudiger investieren und sein Portfolio über die Jahre anpassen.
Sicherheit bei Unsicherheiten: Längere Lebenserwartung, wirtschaftliche Schwankungen und sich verändernde Sozialstrukturen erhöhen die Relevanz der privaten Vorsorge. Mehr Beitragsjahre in der 3. Säule bedeuten mehr Stabilität im Alter.
Konkrete Beispiele: Wer früh startet – und wer zu spät beginnt
Eine aktuelle Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt: Personen, die erst mit etwa 40 Jahren mit Einzahlungen in die 3. Säule beginnen, verfügen im Schnitt über 30–35 % weniger Kapital als jene, die mit 25 starten – bei gleichen monatlichen Beiträgen. Ein Beispiel: Marco und Chiara.
Marco begann mit 25 Jahren monatlich 200 CHF in seine 3. Säule einzuzahlen. Mit 65 verfügte er über ein komfortables Polster zur Ergänzung seiner AHV- und Pensionskassenrente.
Chiara begann erst mit 40, zahlte aber ebenfalls 200 CHF monatlich ein. Ihr Kapital war mit 65 nur etwa halb so hoch wie das von Marco – trotz nur 15 Jahren Unterschied.
Die Erklärung? Der Zinseszinseffekt. Zeit ist Kapital. Je länger das Geld arbeiten kann, desto besser lassen sich auch Börsenrückgänge abfedern.
So kannst du heute starten: Erste Schritte zur finanziellen Sicherheit
Das Gute an der 3. Säule: Du brauchst kein grosses Einkommen, um loszulegen. Viele Schweizer Versicherungen und Vorsorgeeinrichtungen bieten Sparpläne mit kleinen monatlichen Beträgen – ideal für Berufseinsteiger oder Personen mit unregelmässigem Einkommen. Hier einige Tipps für den Einstieg:
Definiere deinen Zeithorizont: Je länger dein Anlagezeitraum, desto eher kannst du in dynamische Produkte wie Aktienfonds investieren. Bei kürzerer Laufzeit sind konservativere Lösungen sinnvoll.
Diversifiziere: Lege dein Geld nicht nur in eine Anlageform an. Ein ausgewogener Mix aus Aktien, Anleihen und Bargeld reduziert das Risiko.
Nutze die steuerlichen Vorteile: Achte darauf, deine Einzahlungen so zu gestalten, dass du die maximale Steuerersparnis ausschöpfst.
Regelmässig überprüfen: Deine Lebenssituation verändert sich – deine Vorsorgestrategie sollte das auch tun. Passe deinen Plan regelmässig an deine beruflichen, familiären und persönlichen Ziele an.
Fazit: Die Entscheidung von heute prägt dein Morgen
Was wir von Lorenza, Marco und Chiara lernen? Es gibt keinen perfekten Moment, um mit der 3. Säule zu starten. Aber jedes Jahr des Wartens kann dich Tausende Franken kosten. Früh zu beginnen ist nicht nur finanziell klug – es ist ein Akt der Selbstverantwortung.
Deine Rente ist kein fernes Hirngespinst, sondern ein konkretes Ziel, das du mit jedem Beitrag näher bringst. Selbst kleine Beträge können durch den Zinseszinseffekt und die Steuererleichterungen einen grossen Unterschied machen.
Nutze diesen Moment, um dich zu informieren, eine 3. Säule zu eröffnen und den ersten Beitrag zu leisten. Dein zukünftiges Ich wird dir danken. Und wer weiss – vielleicht sagst du eines Tages selbst zu deinem Kind: „Es ist noch Zeit. Aber je früher du anfängst, desto besser.“